Studium in Armut

31.01.2023 | Neueste Studien gehen davon aus, dass mindestens jedes fünfte Kind und jeder vierte junge Erwachsene von Armut betroffen ist. Zu den jungen Erwachsenen zählen auch Studierende.

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Als armutsgefährdet gilt eine Person, wenn weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschlands zur Verfügung stehen. Das sind zur Zeit 1.148 Euro monatlich. Das monatliche Durchschnittseinkommen belief sich für Studierende laut 21. Sozialerhebung (2016) auf 918 Euro.

Dabei bilden Studierende keine homogene Gruppe. Viele Studierende leben mit deutlich weniger Einkommen. Vor dem Hintergrund steigender Kosten durch Mieterhöhungen und der allgemeinen Inflation wird die Situation problematischer. Hilfe verspricht die aktuelle Bundesregierung auf verschiedenen Ebenen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das BAföG zu reformieren und mit der sogenannten Kindergrundsicherung ein Instrument zu schaffen, von dem auch Studierende profitieren sollen.

Beim BAföG wurden bisher der Förderungshöchstsatz und die Vermögensfreibeträge inklusive Wohnkostenzuschlag auf 934 Euro angehoben, was die Einkommenssituation leicht verbesserte und den Kreis Anspruchsberechtigter minimal erhöhte. Dazu kam für von den Eltern unabhängig lebende Studierende ein Heizkostenzuschuss für Studierende.

Doch der Koalitionsvertrag sieht eine grundsätzliche Strukturreform beim BAföG vor, was die IG Metall im BAföG-Bündnis schon lange fordert. Die Förderung soll weniger abhängig von den Vermögensverhältnissen der Eltern gemacht werden, um den Kreis der Anspruchsberechtigten elementar zu erhöhen.

Außerdem möchte sich die Ampelkoalition um die Einführung der Kindergrundsicherung kümmern. Laut Plänen des Bundesfamilienministeriums soll es einen Betrag für alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 25 Jahre geben, der unabhängig der jeweiligen Einkommens- und Lebenssituation ausgezahlt wird. Neben dem Ziel der allgemeinen Armutsvermeidung wird die Kindergrundsicherung damit ebenso ein elementarer Bestandteil der Studienfinanzierung, von dem die weitere Ausgestaltung des BAföG abhängt.

Isabella Albert vom IG Metall Bezirk Mitte dazu: „Die ersten Verbesserungen beim BAföG begrüßen wir. Studierende müssen über eine ausreichende Grundfinanzierung verfügen, sodass niemand vom Studium aufgrund der Einkommenssituation abgehalten wird oder es abbrechen muss. Nach dem Desaster der Vorgängerkoalition bei der Corona-Hilfe für Studierende mahnen wir zu schnellerem Tempo bei der Umsetzung. Wir haben klare Erwartungen: die Kindergrundsicherung und die strukturelle Reform des BAföG dürfen nicht auf die lange Bank geschoben werden.“