Herausforderung Transformation

Betriebsratswahlen 2022

04.01.2022 | Zwischen März und Mai stehen wieder Betriebsratswahlen an. Die Transformation stellt Belegschaftsvertreter vor große Herausforderungen. Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer*innen über 16 Jahren – auch jobbende Studierende.

Kathrin Vannini

Der Betriebsrat ist die Interessenvertretung aller Beschäftigten im Betrieb. Egal, ob es um Fragen der Eingruppierung (Gehalt) geht, um Weiterbildungswünsche, Geschlechtergerechtigkeit, Konfliktfälle, oder betrieblicher Transformation: er ist für viele Fragen und Anliegen die beste Anlaufstelle.

Der Betriebsrat sorgt dafür, dass die Rechte der Beschäftigten eingehalten werden. Er bestimmt bei sozialen Themen direkt mit und kann hier auch initiativ tätig werden. So zum Beispiel bei der Urlaubsvergabe im Betrieb, Anfang und Ende der Arbeitszeit, Pausenregelungen, Gleichbehandlung von verschiedenen Beschäftigtengruppen usw. Auch wenn eine Insolvenz, ein Firmenverkauf oder eine Betriebsschließung droht, können Mitbestimmungsrechte, wie beispielsweise die Aushandlung eines Interessenausgleiches und Sozialplanes, nur von einem existierenden Betriebsrat wahrgenommen werden. Mit dem Instrument der Zukunftstarifverträge können Betriebsräte und IG Metall Investitionen in den Standort, in zukunftsfähige Produkte und in die Arbeit der Zukunft aushandeln.

Vor welchen Herausforderungen Betriebsrät*innen aktuell stehen, zeigt das Beispiel von Federal Mogul in Herdorf. Federal Mogul ist einer der großen Automobilzulieferer weltweit. Das amerikanische Unternehmen hat zahlreiche Standorte in Deutschland, darunter Herdorf im strukturschwachen Westerwald. Das Werk lebt vom Verbrennermotor. Dort werden Zylinderkopfdichtungen sowie Hitze- und Akustikschilder hergestellt.

Der Konzern hat sich entschieden, nicht aus dem Verbrennermotor auszusteigen und eine Versorgung für die nächsten 20 bis 30 Jahre zu garantieren, auch im Zuge der Ersatzteilversorgung. Die Produktion der Zylinderkopfdichtungen ist aber langfristig gesehen wahrscheinlich ein aussterbendes Geschäft. Eine Strategie für den Umstieg in die Dekarbonisierung und zur Bewältigung der Transformation gibt es aktuell nicht – riskant für die Beschäftigten und den Standort.

Um selbst aktiv Prozesse zu gestalten, wurde die Betriebsratsarbeit in den vergangenen Jahren bei Federal Mogul in Herdorf professionalisiert. Der Betriebsrat hat kooperative Arbeitsformen entwickelt, sich eine Struktur gegeben und Ausschüsse gebildet für Arbeitszeit und Mehrarbeit und für Personal- und Entgeltfragen. Eine ungültige Betriebsvereinbarung zur Standortsicherung hat er in einen Zukunftssicherungstarifvertrag gewandelt. Das hat die Beschäftigten überzeugt.

Das Interesse an der Betriebsratsarbeit ist groß, es gibt keine Schwierigkeiten, Kandidaten zu finden. Scheidet ein Mitglied aus, zum Beispiel wegen eines Arbeitgeberwechsels oder wegen des Eintritts in die Rente, stehen Ersatzmitglieder bereit. Auf die Belegschaftsvertreter wartet eine große Aufgabe. „Arbeitgeber packen die Transformation zu spät an. Es muss in den Standort investiert werden. Wir werden keine Ruhe geben, bis wir für unsere Arbeitsplätze und für unsere Zukunft Sicherheit und klare Perspektiven haben“, so Katrin Vannini, Betriebsrätin im Unternehmen.

Jetzt gehe es darum, den ökologischen Umbau endlich anzupacken und mit den Betriebsräten sozial zu gestalten. Die Transformation ist das große Thema in der Metall- und Elektroindustrie, bei Federal Mogul in Herdorf stehen aber noch andere Konflikte auf der Tagesordnung. Die Umsetzung der Coronaregeln, Auseinandersetzungen über Arbeitszeit und die Eingruppierung müssen unter anderem bewältigt werden.

Die Betriebsratswahlen stehen 2022 in allen Betrieben an. Unterstütze das Team IG Metall mit einer Kandidatur oder deiner Stimme. Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer*innen älter als 16 Jahre, also auch Werkstudierende, Minijobber, dual Studierende und Praktikantinnen.