Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland wohnt zur Miete. Und die teilweise explosionsartig steigenden Wohnkosten machen vielen das Leben schwer, auch Studierenden.
Denn die Miete verschlingt einen immer größeren Anteil am Haushaltseinkommen mancherorts geht fast die Hälfte des Geldes dafür drauf. Selbst mitten in der Corona-Pandemie erhöhten sich die Mietpreise weiter, während viele Menschen gleichzeitig Einkommensverluste hinnehmen mussten oder im schlimmsten Fall sogar ganz ohne Einkünfte dastanden. Eine bezahlbare Unterkunft zu finden, ist auch für viele Studierende eine Herausforderung. Denn nicht nur wird der Wohnraum insgesamt knapper. Parallel dazu steigen die Studierendenzahlen, was zu einem noch höheren Bedarf an studentischem Wohnraum führt.
Zum einen, weil schlicht und einfach zu wenig bezahlbare Wohnungen gebaut werden. Unter anderem auch, weil das Bauland immer teurer wird. Gleichzeitig fallen viele Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung. Dem Mieterbund zufolge fehlen aktuell bundesweit rund 700.000 Wohnungen. Bis
2025 wäre der Bau von mindestens 380.000 Sozialwohnungen nötig. Und nicht zuletzt drängen mehr und mehr Investoren auf die Immobilienmärkte, gerade in beliebten Wohngegenden. Sie kaufen Wohnraum, um damit möglichst schnell möglichst viel Profit zu machen. So wird aus dem Menschenrecht auf angemessenen Wohnraum ein tagtäglicher Kampf darum.
Für uns als Gewerkschaftsjugend ist das Engagement für bezahlbare Mieten ein wichtiges Arbeitsfeld. Denn unsere Ziele sind eine hochwertige Ausbildung, sichere Arbeitsplätze, faire Löhne und ein gutes Leben für alle. Unbezahlbare Mieten führen jedoch zu Verschlechterungen in all diesen Bereichen. Wer keine erschwingliche Wohnung dort findet, wo er*sie studieren oder arbeiten möchte, ist entweder gezwungen, lange Pendelstrecken in Kauf zu nehmen oder die Wunschausbildung aufzugeben. Das ist das Gegenteil von Selbstbestimmung. Und wenn die von unseren Mitgliedern erkämpften Lohnsteigerungen direkt wieder für die Miete draufgehen, dann kann von einem guten Leben auch keine Rede mehr sein.
Mancherorts gestaltet sich die Realität sogar noch drastischer: In Berlin beispielsweise ist die durchschnittliche Quadratmetermiete innerhalb von fünf Jahren um rund 44 Prozent gestiegen. Da kann keine Lohnerhöhung mithalten. Deshalb machen wir uns für eine soziale und nachhaltige Wohnungsbaupolitik stark.
So unterstützt zum Beispiel die IG Metall Berlin die Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“. Die Initiative will erreichen, dass der Berliner Senat ein Gesetz erlässt, das ermöglicht, private Wohngesellschaften mit mehr als 3.000 Berliner Wohnungen in eine Anstalt des öffentlichen Rechts zu überführen. Rechtliche Grundlage für die Bemühungen ist Artikel 28 der Berliner Landesverfassung, der besagt, dass angemessener Wohnraum wesentlicher Bestandteil der öffentlichen Daseinsfürsorge ist. Eine in diesem Sinne „angemessene“ Miethöhe darf nicht höher als 30 Prozent des Bruttoeinkommens sein. Dass mit der Forderung ein Nerv getroffen wird, zeigte sich darin, dass eine Mehrheit im Volksentscheid 2021 dafür stimmte, entsprechende Verfahren zu prüfen und Maßnahmen einzuleiten. Das im Sommer 2023 veröffentlichte Rechtsgutachten der Expert*innenkommission kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass Vergesellschaftung das beste Mittel dafür ist, langfristig bezahlbare Mieten zu sichern.
Die bundesweite Kampagne „Mieten Stopp!“ wird von einem breiten Bündnis aus Mieterverbänden, Mieterinitiativen, Sozialverbänden und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) getragen. Sie hat drei Ziele: Erstens sollen die Mieten auf dem jetzigen Stand bundesweit für sechs Jahre eingefroren werden. In diesem Zeitraum soll es keine weiteren Mieterhöhungen geben dürfen. In den restlichen Gebieten sollen die Kappungsgrenzen bei sechs bzw. zehn Prozent liegen. Zweitens soll die Mietpreisbremse geschärft werden und bundesweit gelten. Und drittens will die Kampagne, dass Klimaschutz und Wärmewende bei der Gebäudesanierung sozialverträglich gestaltet werden sollen.