Studierende

Arbeitszeitverkürzung im Fokus von Studierenden

15.11.2024 | 35 Studierende aus Bremen diskutierten im Rahmen einer Bildungsfahrt mit dem Tarifexperten Stephan Vetter über die wirtschaftlichen Chancen und Umsetzungspotenziale der Arbeitszeitverkürzung.

Marcos Fischer nahm an der Exkursion teil. Fotos: IG Metall

Vortrag im IG Metall Bildungszentrum Berlin.

IG Metall-Tarifexperte Stephan Vetter beim Vortrag.

Im Rahmen einer Studienfahrt nach Berlin setzen sich Studierende der Hochschule Bremen intensiver mit den verschiedenen Perspektiven auf Arbeitszeit auseinander. Schirmherr der Bildungsfahrt war der Bundestagsabgeordnete Thomas Röwekamp (CDU). Die Studierenden besuchten dafür unter anderem das IG Metall Bildungszentrum in Berlin-Spandau.

Aber wie kommen Studierende des „Internationalen Studienganges Politikmanagement“ auf die Idee, sich an Gewerkschaften zu wenden? In dem Studium geht es darum, politische Prozesse auf verschiedenen Ebenen, von kommunal bis international, zu verstehen. Ziel ist die zukünftige berufliche Tätigkeit im politiknahen Bereich im In- und Ausland.

„Im Rahmen unserer Exkursion haben wir uns mit allen Tarifakteuren in Berlin unterhalten, um uns einen Überblick über unser Oberthema Arbeitszeitverkürzungen zu verschaffen. So sind wir auch auf die IG Metall gekommen, unter anderem durch bekannte Forderungen wie einer Vier-Tage-Woche in den Betrieben", sagt der Teilnehmer Marcos Fischer. "Durch die Perspektive der IG Metall konnten wir uns mit einem praxisorientierten Ansatz befassen. Es ging also um die tatsächliche Betriebspraxis im Kontext von aktuell viel diskutierten Konzepten wie eben der Vier-Tage-Woche. So war es uns Studierenden möglich, einen deutlich tieferen Einblick in alternative Arbeitszeitmodell zu erlagen und auch eine gesellschaftliche Perspektive auf das Thema Arbeitszeitverkürzung zu bekommen."

Unter der Überschrift „Arbeitszeitverkürzung im Fokus: Wirtschaftliche Chancen und Umsetzungspotenziale aus gewerkschaftlicher Perspektive“ wollte Stephan Vetter - Tarifexperte bei der IG Metall – eingangs von den Studierenden erfahren, wie sie sich ihr eigenes Berufsleben nach dem Studium vorstellen: 6 Stunden an je 5 Tagen oder auch nur 3-4 Stunden pro Tag, waren ihre angestrebte Arbeitszeit. Aber dennoch dachte der Großteil, dass 40 Arbeitsstunden pro Woche notwendig sein müssen.

Vertieft wurde das Thema dann durch einen Überblick zur Entwicklung der Arbeitszeiten, insbesondere in der Metall- und Elektroindustrie. Stephan Vetter legte aus gewerkschaftlicher Perspektive verschiedene Beweggründe für die Arbeitszeitverkürzung dar, bevor er die aktuellen Diskussionen zur Einführung der Vier-Tage-Woche einordnet. Unter Berücksichtigung der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere des Fachkräftemangels, und einer aktuellen Studie gab er einen Ausblick auf die zukünftige Gestaltung der Arbeitszeiten: "Die Arbeitszeitverkürzung kann mit Blick auf den Fachkräftemangel betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll sein. Es fehlt auch nicht an Gestaltungswille und -instrumenten. Allein wir brauchen die gesellschaftliche Diskussion um die Sinnhaftigkeit, damit wir die Kraft für ihre flächendeckende Durchsetzungsfähigkeit erlangen."

Besonders eindrücklich wurde am Beispiel von AcelorMittal (Standorte in Eisenhüttenstadt und Bremen), dass in einem Vollkontischichtsystem eine Vier-Tage-Woche bereits gelebte Praxis ist. Die Mitarbeitenden können dort jährlich wählen, ob Sie 35h in der Woche arbeiten wollen oder, bei entsprechendem, Lohnabzug 32 Stunden. Die Studierenden schätzen, dass ca. 10 % der Beschäftigten in Bremen sich für die Reduzierung entscheiden und waren überrascht, dass 85 % die 32-Stunden-Woche wählen! Solche Beispiele braucht es, um eine gesellschaftliche Debatte zu führen.

Vielen Dank auch an Prof. Dr. Beate Zimpelmann, Prof. Dr. Winfried Osthorst und das IG Metall Bildungszentrum Berlin für das Ermöglichen dieser angeregten Diskussion.